Bei Arbeitskultur geht mir ein Licht auf –
Interview mit Karin Heinzl
„Liebe Karin, willkommen zu unserem Interview! Was mich natürlich zu Beginn ganz brennend interessiert ist, wer du bist und warum du Unternehmerin geworden bist bzw. warum du deine Unternehmung gegründet hast.“
Ich bin Karin – gebürtige Österreicherin, Tochter eines Österreichers und einer Brasilianerin. Die letzten 13 Jahre meines Lebens habe ich in Deutschland verbracht, wo ich 2015 meine Unternehmen gründete. 2 kleine Kinder und ein Ehemann komplettieren die Familie. Im nächsten Jahr werde ich 40, da kommt dann der große Umschwung *lacht*.
Mein Unternehmen – MentorMe – ist ein soziales Unternehmen und ist das größte berufliche Mentoring-Programm für Frauen in der DACH-Region. Darüber hinaus führt MentorMe auch ein Mentoring-Programm in Kenia.
Meine Motivation, mein Unternehmen zu gründen, rührt daher, dass wir als Familie in Summe wenige Businesskontakte hatten – als meine Mutter mit 30 Jahren aus Brasilien nach Österreich kam, kannte sie quasi niemanden. Das hat sich für mich und meine Schwester in unseren ersten Berufsjahren leider fortgesetzt. Es gab wenige Menschen, die uns dabei unterstützen konnten, herauszufinden, welchen Beruf wir erlangen möchten. Wir waren uns unserer Talente, Wünsche und Stärken nicht so richtig klar. Ich habe mich teilweise allein gefühlt – und – nachdem ich dann meinen Job verlor, wollte ich ein Unternehmen gründen, dass anderen Menschen anbieten kann, was ich nie hatte: eine Mentorin, einen Mentor. So wurde MentorMe geboren.
Karin Heinzl: Geschäftsführerin und Gründern bei MentorMe
„Was bedeutet Arbeitskultur für dich und welche sichtbaren Elemente würde ich als Außenstehender in deinem Unternehmen erkennen?“
Wenn ich das Wort mal auseinandernehme, also Arbeit und Kultur einzeln betrachte, dann kann ich die Antwort auf 2 Ebenen geben.
Die erste Ebene ist die der täglichen Arbeit. Hier gibt es Rahmen und Struktur – dies haben wir in den vergangenen Jahren gut erleben und austesten können, denn nun wissen wir – gerade auch bei MentorMe, dass Remote-Arbeit wirklich gut funktioniert. Wir haben angefangen gemeinsam im Büro zu arbeiten; jetzt arbeiten wir auch gemeinsam. Allerdings treffen wir uns nicht mehr ausschließlich im Büro, sondern arbeiten remote – und das klappt wunderbar.
Die zweite Ebene ist die Kultur. Hier stehen für mich die Menschen und wie sie zusammenarbeiten im Vordergrund. MentorMe zeichnet sich durch einen sehr direkten und wenig hierarchischen Umgang aus; wir begegnen uns auf Augenhöhe und das leben wir, sowohl in der MentorMe Community wie auch in unserem Unternehmen. Daneben ist natürlich auch die Kommunikation, und wie wir miteinander reden, sehr wichtig. Wir sprechen sehr regelmäßig, feiern Erfolg und Misserfolge miteinander und unterstützen uns gegenseitig bei Herausforderungen.
Zum Schluss möchte ich im Zusammenhang mit der Kultur noch die Werte hervorheben. Bei MentorMe stehen dabei vor allem das Begegnen auf Augenhöhe und der gemeinsame Wunsch, wachsen zu wollen, im Vordergrund. Wir wollen als Individuen, als Team und mit der Community wachsen.
„Was hat in der Vergangenheit das Zusammenarbeiten im Team erschwert?"
Vorab möchte ich dazu sagen, dass ich häufig auf LinkedIn lese, dass Führungskräfte ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen vertrauen sollen – und das unterstreiche ich total. In der Realität ist das leider nicht immer so einfach. Dort wo es Vertrauen gibt, wird es auch manchmal ausgenutzt. Natürlich stelle ich mich dieser Herausforderung, doch es ist nicht immer einfach.
So habe ich kurz vor der Geburt meines zweiten Kindes eine Mitarbeitende, deren Arbeitsverhältnis auslief, darum gebeten, auch nach der Geburt noch eine Zeit da zu sein, um mich zu unterstützen. Das wollte sie nicht. Damit ich noch zeitnah jemanden anstelle von ihr einstellen konnte, hatte ich sie darum gebeten, das Arbeitsverhältnis dann vorzeitig aufzulösen. Auch das wollte sie nicht und blieb ab dem folgenden Arbeitstag für viele Wochen krank zu Hause. Aus meiner Sicht war sie nicht krank, sondern hat mein Vertrauen missbraucht. Das hatte mich leider gebrandmarkt. Aber wie gesagt, ich probiere das hinter mir zu lassen und neuen Kolleginnen immer wieder Vertrauen zu schenken.
„Wenn ich jemanden in deinem Team fragen würde, was er/sie an seiner/ihrer Arbeit liebt, was würde er/sie sagen?“
Ich habe als Vorbereitung auf unser Gespräch meiner Mitarbeitenden dazu befragt. Alle haben gesagt, dass sie die Vision und Mission von MentorMe lieben. Sie lieben, dass wir eine Wirkung erzielen, indem wir Menschen unterstützen. Sie lieben das Miteinander und das direkte Kommunizieren im Team und mit der Community. Weiterhin lieben sie die Kombination aus Kreativität und strategischem Denken. In Summe vereint uns als Team die Nähe, sowohl zu unseren Kunden als auch zur MentorMe-Community, die Kommunikation auf Augenhöhe und die flache Hierarchie.
„Menschlichkeit ist das Kernelement für Höchstleistung“ – was denkst du dazu?“
Mein erster Impuls ist, dass es eine zugleich schwierige und gute Frage ist. Ich frage mich dabei, was bedeutet eigentlich Menschlichkeit. Für viele ist es Empathie, Achtsamkeit, aufeinander Acht geben etc. Ist es dann die Menschlichkeit, die Höchstleistung erzeugt? Ich glaube, dass die Menschlichkeit am wichtigsten ist, für das Miteinander; also wie man miteinander arbeitet. Ob es nun das Wichtigste für die Höchstleistung ist, wage ich nach kurzem drüber nachdenken sogar zu bezweifeln. Aus meiner Sicht ist Menschlichkeit die Basis, um gut arbeiten zu können. Für Höchstleistung benötigt man noch ein paar andere zusätzliche Dinge – Klarheit in Erwartungen und Zielen, sowie in der Vision und Mission.
„Wenn du dir etwas für deine Firma wünschen könnest – was wäre das?“
Ich wünsche mir ein größeres Team bzw., dass wir das Team erweitern, denn ich möchte mit MentorMe wachsen. Es gibt immer mehr Aufgaben, die ich zeitlich nicht mehr schaffe, bei denen ich Unterstützung brauche. Themen, in denen ich nicht so richtig gut bin, möchte ich gerne abgeben – zum Beispiel denke ich da an die vorbereitende Buchhaltung. Da gibt es auf jeden Fall Menschen, die das deutlich besser können. 😊
Ich danke dir, liebe Karin für die tollen Einblicke in dein Unternehmen und für deine Zeit.
Wie sind Deine Gedanken zum Thema Arbeitskultur? Schreib es gerne in die Kommentare!
Weitere Interviews erwarten dich in Kürze – Stay tuned!