Bei Arbeitskultur geht mir ein Licht auf – Interview mit Bastian Deurer
Bastian ist mit seinen „zarten“ 42, wie er selbst sagt, Gründer der DYGITIZED Transformation Conference, einer Konferenzreihe, die den Fokus auf Agile Transformation, Digitale Kommunikation und New Work legt. Aus dieser Reihe ist eine Experten-Vermittlung für Freelancer entstanden, bei der er Managing Partner ist. Die Unternehmungen haben das Ziel, Menschen zu den Themen Agilität und Digitalisierung zusammenzubringen und sie auch operativ umzusetzen und voranzutreiben. Dabei löst Bastian mit deinem Team auch ein paar allgemeine Probleme wie Fachkräftemangel und Personalengpässe.
Bastian verbindet sehr gerne Menschen und möchte das Beste aus dieser Zusammenarbeit herausholen – Menschen miteinander besser machen, treibt ihn dabei an. Er liebt seine Freiheit und die unternehmerische Selbstbestimmung.
Bastian Deurer: Co-Founder & Managing Partner von DYGITIZED.IO & Co-Founder von DYGITIZED Transformation Conference
„Was bedeutet Arbeitskultur für dich und welche sichtbaren Elemente würde ich als Außenstehender in deinem Unternehmen erkennen?“
Es gibt bei uns keine starren Leitplanken, bei uns darf erstmal jeder machen, allerdings mit dem Fokus „etwas immer besser machen zu wollen“ – kontinuierliche Weiterentwicklung ist sehr wichtig. Bei uns zählt darüber hinaus das Arbeitsergebnis und es ist nicht relevant wo jemand arbeitet.
Es dürfen Fehler passieren – natürlich können diese Fehler auch mal „teuer“ sein, aber am Ende muss man auch darüber lachen können und auch dabei im Hinterkopf behalten, dass dadurch Learning entstehen, die uns besser machen. Eine gute Fehlerkultur ist für unsere Arbeitskultur ein wesentlicher Bestandteil.
Arbeitskultur zu leben, bedeutet aber auch gemeinsame Werte zu haben und zu leben. Diese Werte sind bei uns: Empathie, Spaß, Mut, Leidenschaft, Qualität, Impact und Kommittent.
Gut zusammengefasst beschreibt unsere Arbeitsweise der Satz: „Lockerheit mit Tiefgang“.
Nicht nur für mich, sondern wir möchten eine Arbeitskultur schaffen, in der das für alle möglich ist. Weiterhin bedeutet für mich Arbeitskultur, sich ums Team zu kümmern, dazu gehört Teambuilding und natürlich der richtige Umgang mit Konflikten. Mir ist es wichtig, eine Kultur zu schaffen, in der alle mitwirken können, quasi die Chance haben, sich selbst zu verwirklichen. Selbstverwirklichung ist übrigens auch ein wichtiger Wert in unserer Firma. Die Teammitglieder sollen das Gefühl haben, selbst etwas zum Erfolg des Unternehmens beizutragen.
Weitere wichtige Werte im Zusammenhang mit unserer Arbeitskultur sind Schaffen von Wertschöpfung und einer Win-Win-Situation von allen Beteiligten, angefangen beim Kaffeebauern bis hin zu unseren Mitarbeiter:innen.
„Was hat in der Vergangenheit das Zusammenarbeiten im Team erschwert?“
Im Grunde gibt es keine besonderen Herausforderungen, eher das, was nahezu jede Organisation umtreibt und wenn es einmal nicht rund läuft, dann haben wir ein paar besondere Ankerpunkte installiert, um uns zu helfen:
Um die Interaktion mit meinem Geschäftspartner immer wieder verbessern zu können, haben wir uns ein „Safe-Word“ gegeben. Sobald jemand zum anderen sagt: „Jetzt mal unter uns“, dann darf man dem anderen auch mal seine gegenwärtige Frustration vor die Füße werfen, ohne dass der jeweils andere es persönlich auffasst. Seitdem läuft es in der Zusammenarbeit noch mal deutlich besser.
Weiterhin wird die Zusammenarbeit durch die gemeinsamen Werte gestärkt. So ist für uns normal, wenn vom Gardasee gearbeitet wird oder von anderswo: „Remote first“ ist der gemeinsame Ansatz.
Früher in meinen Projekten als Freelancer war das manchmal anders, die Zusammenarbeit im Team wurde dort durch grundlegende Dinge erschwert – fehlende Priorisierung, interne Politics, fehlender Wille zum Wissensaustausch, mangelnde Kundenzentrierung und Rollenunklarheit. Dazu muss aufgepasst werden, dass Transformation & Change nicht nur Floskeln bleiben. Oft ist etwas von oben gewollt und von unten goutiert und die Mitte denkt sich „WTF“.
Im Zentrum steht die klare Definition von Rollen, Schnittstellen und Entscheidungsmacht – Was macht die Rolle und was macht die Rolle nicht. Und wenn nicht, wer macht es dann? Wichtig: Rollen dürfen nicht nur pro Bereich definiert werden, sondern müssen auch übergreifend abgestimmt werden, sonst läuft das zwangsläufig in Chaos und Frustration
Kurz gesagt: Wenn jeder seinen Job versteht, kann und annimmt, ist schon das meiste gewonnen
Die Grundlagen dafür ordentlich zu legen, hilft sehr potenzielle Erschwernisse zu verhindern.
„Wenn ich jemanden in deinem Team fragen würde, was er/sie an seiner/ihrer Arbeit liebt, was würde er/sie sagen?“
Spontane Reaktion. „Wahrscheinlich die Arbeit an sich“; diese ist gekennzeichnet dadurch, dass jeder so sein kann wie er will und wir gemeinsam etwas schaffen wollen. Was uns hilft ist die gegenseitige Akzeptanz, dass jeder etwas anderes gut kann – das schätzen wir sehr aneinander. Bei uns ist Kunde wirklich „first“ – das allein macht schon verdammt viel Spaß, wenn man sieht, wie das beim Kunden/ Nutzer ankommt.
Dazu leben wir radikale Offenheit – bei uns wird alles geteilt, das Gute und Tolle, aber das nicht so tolle. Wir glauben an Motivation durch Involvierung.
Die Art, wie wir zusammenarbeiten, macht uns einfach Spaß und diesen Spaß spürt man sehr deutlich.
„Menschlichkeit ist das Kernelement für Höchstleistung“ – was denkst du dazu?“
Es ist schwierig, dazu überhaupt „Nein“ zu sagen – eigentlich stimmt das immer. Er wird nie jemand sagen: „Menschlichkeit ist mir egal“. Menschlichkeit kann aus meiner Sicht besonders zur Geltung kommen, wenn es mit anderen Bestandteilen zusammenwirkt. So zum Beispiel mit Kultur, Rahmenbedingen und Werten. Dazu ist es natürlich wichtig erstmal zu wissen, was Menschlichkeit in diesem Kontext überhaupt bedeutet.
Etwas ketzerisch beschrieben, könnte der reine Fokus auf Menschlichkeit dazu führen, dass es mit der Höchstleistung nichts wird. Es muss also eine gute Balance geben, auch Performance unter beispielsweise Zeitdruck zu erbringen und weder dabei 60 Stunden arbeiten zu müssen, noch zu sagen, wir machen jetzt aus Menschlichkeit nur 3 Stunden am Tag.
Für „Höchstleistungen“ braucht es meines Erachtens emotionale Balance und ein Wohlfühlen mit den Produkten, dem Unternehmen, dem Team und mit sich selbst im Sinne von Wollen, Können, Machen.
Zur emotionalen Balance führen aus meiner Sicht mehrere Themen:
- Der Einklang von Zielen und Motiven ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für Höchstleistungen ist, d.h., dass deine persönlichen Lebensmotive und Werte mit den Zielen übereinstimmen. Daraus folgt häufig eine intrinsische Motivation.
- Ein günstiges Ziele-Management, das auch machbare Ziele beinhaltet und das heißt nicht SMART, sondern OKR.
- Fokussierung und Konzentration, d.h. auch mal an Themen arbeiten können, um dann auch hinter dem Ergebnis zu stehen.
- Gutes Stress-Management: Wer in kritischen Situationen ruhig und konzentriert bleibt, hat erheblich bessere Chancen, Höchstleistungen abzurufen.
- Dazu noch ein konstruktiver Umgang mit Niederlagen und eine stabile Gesundheit und das Ganze wird rund.
Der Fokus auf den Menschen ist unabdingbar, er geht aber Hand und Hand mit der Verantwortung ein betriebswirtschaftliches Ziel zu verfolgen und zu erreichen.
Menschlichkeit ist somit ein Baustein zur Höchstleistung.
„Wenn du dir etwas für deine Firma wünschen könntest – was wäre das?“
Wachstum ist schon toll, Wachstum macht Spaß.
Ich hätte gerne ein Unternehmen, das gesund wächst, in dem wir Spaß miteinander haben, dabei hilft sich jeder gegenseitig und „Besser machen“ ist und bleibt Kernwert der Unternehmung. Es soll keine politischen Grabenkämpfe geben und gemeinsam mit dem Team möchte ich gerne weiterhin spannende Retreats und Workation machen. Ich würde mir dazu noch wünschen, dass man das „Früher war, das alles cooler“ nicht oder nur vereinzelt hört.
Ich danke dir, lieber Bastian für die tollen Einblicke in dein Unternehmen und für deine Zeit.
Wie sind Deine Gedanken zum Thema Arbeitskultur? Schreib es gerne in die Kommentare!
Weitere Interviews erwarten dich in Kürze – Stay tuned!