Coaching – ein Mythos?
Hallo, ich bin Chris, eigentlich Christan, aber irgendwie gibt es nicht mehr so viele Menschen, die mich so nennen – vielleicht nur noch in bestimmten Momenten und dann mit einem großen Ausrufezeichen (!) dahinter. 😊 Heute würde ich gerne diesen Blog nutzen, den Begriff Coaching aus meiner Perspektive darzustellen, vielleicht gelingt es mir ihn etwas zu ent-mystifizieren und de-inflationieren. Entscheide am Ende gerne selbst.
Coach - eine Universalbezeichnung?
Kennst du das, du öffnest Instagram, schaust auf die neue Job-Bezeichnung deines Netzwerks in diversen Plattformen und siehst, „Coach für…“ oder „Coaching für…“; in meiner Wahrnehmung hat sich die Anzahl mit längerem Verlauf der derzeitigen Ausnahmesituation (Corona-Pandemie) zunehmend nach oben entwickelt.
Coaching aus der Krise, Coaching durch die Krise, Coaching für Krisenbegleitung usw. Dabei ist vielleicht nicht mal die Wahrnehmung und Bedeutung einer Krise überall gleich. Wie wirkt dann erst die Kombination aus einem Begriff, dessen Ursprung eher im Sport zu finden ist und dem Wort „Krise“? Ich nehme eine fortschreitende Inflationierung des Begriffs und des Themas Coaching wahr. Man könnte meinen es sei das Allheilmittel, aber ist denn überhaupt klar, was es bedeutet zu sagen, „ich coache dich in der Krise“ oder „mit meinem Coaching bist du wieder glücklicher auf der Arbeit“? Oder springt man hier eher auf einen immer stärker „in“ werdenden Begriff auf? Ich kann dir sagen, die Antwort darauf hat eine ganze Menge Facetten und kann mit einem klaren „Jein“ beantwortet werden.
Was ich dir allerdings klar sagen kann ist, als mir das Thema zum ersten Mal begegnete, so vor 5 Jahren, war es für mich mega abstrakt- ich dachte irgendwie an die Indiana von Cleveland. Dennoch fand ich es super, während meiner Anfängen im Veränderungs-Management mich als Coach bezeichnen zu dürfen. Ganz nach dem Motto kompetent wirken bei absoluter Ahnungslosigkeit machte ich meine ersten Erfahrungen in diesem Umfeld. Wenn ich dabei eines nicht war, war es erfolgreich. Ich wusste nicht, was Coaching bedeutete oder was man damit erreichen kann. Wie sollte ich jemand anderem dabei helfen können, einen anderen Weg einzuschlagen? No way!
Vor meinem ersten Coaching mit einer Führungskraft hatte ich so riesige Angst, dass ich den Termin 2 Mal verschoben habe. Als ich dann da war, spürte man meine Unsicherheit, meine Unerfahrenheit – ich konnte weder damit umgehen, noch offen zugeben, das es mein erstes Coaching ist. Herausgefunden, warum ich da bin, wie Coaching der betreffenden Person helfen kann und was eigentliche meine Rolle ist, habe ich leider auch nicht.
Ich habe mir vorgenommen, niemals mehr so unklar in so ein Gespräch zu gehen und das möchte ich dir auch sehr gerne mitgeben. Egal ob du coachst oder ein Coaching in Anspruch nimmst, stell dir vorab ein paar Fragen:
Was bedeutet Coaching für mich, welcher Coach will ich sein, welchen Nutzen möchte ich stiften bzw. bekommen und warum möchte ich überhaupt Coach sein bzw. ein Coaching in Anspruch nehmen?
Was bedeutet Coaching für mich?
Ich kann dir sagen, dass es sehr lange gedauert hat, bis ich darauf für mich gute Antworten gefunden habe. So ca. 4 Jahre, allerdings hatte ich schon in der Zwischenzeit schnell festgestellt, dass Authentizität ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem erfolgreichen Coaching ist. Jetzt denkst du wahrscheinlich „Ach, wirklich?“ – „Keine wirklich so große Erkenntnis“. Und du hast recht, aber ganz ehrlich, wie oft wissen wir Dinge, dessen Umsetzung so weit entfernt ist? Und das ist nicht ein Grund, warum du ein Coaching machen würdest? Um herauszufinden, ob du endlich die Dinge umsetzen kannst, die du schon lange umsetzen möchtest.
In dieser Zwischenzeit hatte ich auch gelernt, dass mein Gesprächspartner ebenso unsicher, je nach Situation ziemlich aufgeregt, sogar nervös war.
Weiterhin hatte ich gelernt, dass sich oft die größte Möglichkeit für Veränderung geboten hat, wenn einer der beiden Gesprächspartner einfach nur zugehört hatte – vorwiegend ist natürlich besser, wenn diese „Rolle“ der Coach einnimmt, was anfänglich nicht meine große Stärke war.
Nach diesen 4 Jahren hatte ich die einmalige Gelegenheit mich während meiner Ausbildung zum Coach sehr intensiv mit der Frage: „Was bedeutet Coaching für mich?“ zu beschäftigen.
Oft ist es nur ein Wort, eine Weiterbildungsmöglichkeit, manchmal auch der Deckmantel für Dinge, die uns nicht guttun. Für mich ist es eine Lebenseinstellung. Ich verstehe Coaching als einen Prozess, der zielfokussiert neue Perspektiven zur Selbstentwicklung eines Menschen aufzeigt. Es lebt insbesondere von Zwischenmenschlichkeit.
Ich glaube, dass ein wesentlicher Erfolg davon abhängt, ob sich Menschen auf einer für sie optimalen emotionalen Ebene miteinander verbinden können. Dabei geht es nicht unbedingt nur um das Thema Sympathie und Antipathie, sondern viel mehr um Wertschätzung und Respekt.
Fazit: Wenn ich nun den mystischen Begriff Coaching kurz zusammenfasse, klingt es vielleicht nach einem Gespräch, das von Authentizität und Zuhören lebt, auf Wertschätzung und gegenseitigen Respekt beruht und dabei hilft, dem Gesprächspartner neue Sichtweisen zu geben.
Wie klingt das für dich? Ich freue mich auf deine Gedanken.
Dein Chris
1 Kommentar zu „Coaching – alles nur ein Mythos?“
Hi Chris, ich kann deine Erfahrungen sehr gut nachvollziehen. Mir ging es in den letzten Jahren ganz ähnlich. Momentan mache ich ein Studium über „haltungszentriertes coaching“ und lerne dabei viel neues, vor allem auch über mich selbst. Seither habe ich einen komplett anderen Zugang zum Thema 😊